Kleidung: Geld sparen Tipps und Ratschläge

Hier findest du Tipps und Tricks, die du die Geld beim Thema Kleidung und Klamotten sparen kannst. Dieser Beitrag ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)

Inhalt

Kleidung oder Frage des Stils.

Kleider machen Leute?

Ja, Kleider machen Leute schick, Kleider machen Leute selbstbewusster, Kleider machen Leute zu neuen Menschen. Als Minimalist muss man aber eine weitere Facette berücksichtigen: Kleider machen Leute arm, unzufrieden und überfordert, wenn ohne Sinn und Verstand eingekauft wird.

Dein Stil.

Man kann es drehen und wenden, die Kleidung richtig oder links gedreht tragen. Kleidung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Falls man nicht in einer Nudistenkolonie lebt, zieht man sich täglich mehrere Schichten Kleidung übers Leib. Mode ist allgegenwärtig, man kann quasi endlich Geld in sie investieren. Mode ist anspruchsvoll. Sie kann zeitraubend sein, womit beschäftigt man sich sonst jeden Tag mehrmals!?

Für viele Menschen gilt: Kleidung soll in aller erster Linie ganz gut gefallen, bequem sein und nicht zu viel kosten. Kleidung kann aber auch mehr sein, eine Leidenschaft und Ausdruck der Kreativität. Hier muss daher erwähnt werden, dass Minimalismus zu einem angenehmeren Leben führen soll. Wenn dir modische Kleidung ein höheres Selbstwertgefühl gibt, kleide dich nicht in Lumpen. Spare woanders, gönn dir!

Wenn dein Lieblingsdesigner etwas kostet, aber du dich darin jedes mal aufs Neue in dein Spiegelbild verliebst, ist es gut investiertes Geld. Das Leben ist nicht nur zu kurz, um sich zu verbiegen. Es endet auch viel zu schnell, um sich zu verkleiden. Es werden sich andere Lebensbereiche finden lassen, in denen du sparen kannst. Wobei ich natürlich finde: So eine Naturschönheit wie du braucht kein teures Gewand, um gut auszusehen.

Für viele Menschen ist Kleidung eher Mittel zum Zweck. Sie wollen sich mit ihren Outfits nicht verwirklichen, sondern schlicht dem Anlass angemessen gekleidet sein. Glücklicherweise bietet sich dadurch eine Angriffsfläche für minimalistische Veränderungen.

Jeder trägt Kleidung, also muss auch jeder Kleidung kaufen. Obwohl die Nachfrage nach Mode riesig ist, wird sie vom Angebot noch übertroffen. Der Bereich rund um die Klamotten bietet daher etliche Möglichkeiten, um das Leben zu entschlacken.

Modetrends nachzurennen ist für uns Normies wie der Kampf gegen Windmühlen. Je früher du dich als Don Quijote identifizierst, desto besser. Eine mögliche Taktik, um nicht im Krieg der Kollektionen zu erliegen, ist: Kaufe Klassiker, die ewig halten, wähle neutrale Farben, die zu allem passen.

Das ist eine Möglichkeit, in der Realität sieht das meistens ziemlich langweilig aus. Wer will schon auf Dauer immer gleich aussehen?! Es lässt sich aber ein gesunder Kompromiss finden, durch den man sich trotz größtenteils gleichbleibender Kleidung am Puls der Zeit fühlen kann.

Dazu legt man sich eine Basis aus Basics an. Man besorgt sich einen Bestand aus schlichten Kleidungsstücken, diese bleiben quasi dauerhaft bei dir. Zusätzlich schafft man sich bei Bedarf, Lust oder Laune kleine, ausgefallene Stücke, die der letzte Schrei sind, an.

Nicht ohne Grund sind die Kollektionen nach den Jahreszeiten benannt. Eine Neue folgt immer auf die Nächste. Wenn man jedes mal bei mehreren Stücken zuschlägt, kauft man ständig. Nicht jedem Trend outfitweise auf den Leim gehen, höchstens einzelne Teile zulegen, ist eine Möglichkeit, die Anzahl der Neuanschaffungen zu senken, aber dennoch trendy zu sein..

Gutes Geschäft.

Vor dem Kauf von Kleidung sollte man sich Gedanken über die Leistung, die hinter dem Preis stecken wird, machen. Die Rechnung ist Kaufpreis geteilt durch Tragehäufigkeit. Die teuren Anschaffungen, die ein Leben lang halten, können noch schlechter investiertes Geld sein, als die Fetzen, die bereits beim zweiten schiefen Blick auseinanderfallen. Bei einer guten Anschaffung zählt nicht, dass etwas ewig hält. Entscheidend ist nicht die Dauer in Jahren, sondern die Häufigkeit vom Tragen.

Die Kosten pro Einsatz bieten ein viel besseres Bild als Tage, Wochen und Monate. Alles hält lange, wenn man es nur einmal jedes zweite Schaltjahr trägt. Langlebigkeit ist keine besondere Leistung, wenn man die Einsätze an einer Hand abzählen kann. Gerade wenn etwas teuer ist, sollte es doch oft getragen werden können, oder?

Nun will ich dich nicht davon überzeugen, nur noch Billigware zu kaufen. Doch entgegen der vielen anderslautenden Ratschläge, möchte ich deinen Horizont erweitern und dich mal wieder zum kritischen Hinterfragen animieren.

Bevor man etwas kauft, sollte man einschätzen, wie oft es in Zukunft getragen wird. Das Verhältnis von Preis und Leistung bezieht sich aber nicht nur auf die Kosten der Qualität.

  • Wer ein Teil für 300 Euro 30 mal anzieht, zahlt für jeden Vorgang 10 Euro.
  • Wer ein Teil für 5 Euro 50 mal anzieht, zahlt für jeden Vorgang 10 Cent.

Wie viel Geld man in ein Kleidungsstück investieren sollte, hängt auch von einem weiteren Faktor ab, der Anspruch des Einsatzes sollte nicht untergehen. Während leichte Ware wie Schals einfach nur abhängt, müssen Schuhe Schwerstarbeit leisten und sind ständig auf Achse. Man kann es mit dem Lohn vergleichen: Leistungsträgern, die auch etwas aushalten müssen, darf man pro Einsatz mehr bezahlen, als Stücke, die nur herumhängen.

Am Ende wird es wieder die Mischung machen wie beim Cocktail: Klassiker, die man Jahrzehnte tragen kann, die dann allerdings auch mehr kosten, und günstige Schnäppchen, denen man schon beim Kauf ein Haltbarkeitsdatum geben kann. Sowie ein Mix aus teuren Schuhen und billigen Socken oder edler Sache und günstigem Shirt.

Durch Sales und Sonderverkäufe kann man aus guten Geschäften exzellente Transaktionen machen.

Es laufen glücklicherweise ständig Modesales, Räumungsverkäufe und Schlussverkäufe. Wenn du neue Kleidungsstücke brauchst oder möchtest, sollte deine erste Anlaufstelle der Sale-Bereich sein, Normalpreise zu bezahlen ist nämlich überflüssig geworden. Wenn man nicht gerade Fashionblogger ist, gibt es keinen Grund, die reduzierte Ware zu verschmähen. Es handelt sich dabei nur um die Reste der aktuellen Saison, die in der kurzen Zeit keinen Abnehmer fanden. Sogar bei den beliebtesten Ketten bleiben etliche stylische Stücke liegen, ganz logisch bei den ganzen Kollektionen, die in jedem Quartal vorgestellt werden. Praktischerweise finden Sales stets während der jeweiligen Jahreszeit statt.

Du bist in einer guten Position und hast reichlich Marktmacht, weil du nichts kaufen musst. Da du höchstwahrscheinlich einen hohen Bestand an Kleidung hast, kannst du dich ausschließlich auf Sales beschränken. Sonderverkäufe finden ist ja heutzutage wirklich nicht schwer. Überall drängen sich die roten Schriftzüge und weißen Prozentzeichen auf.

Lass dich von den niedrigen Preisen aber nicht verlocken. Wenn du etwas kaufst, nur weil es sooo billig ist, sind Fehlgriffe wahrscheinlich. Wer beispielsweise ein Paar Schuhe für 5 Euro kauft, es aber nie anziehen kann, weil die Sohle zu dünn ist, zahlt hoffentlich Lehrgeld.

Wichtig beim Kauf: An den Kassenzettel denken! Im Rausch der Vorfreude solltest du auch nicht gleich alle Etiketten entfernen! Beim Anprobieren vor dem eigenen Spiegel sieht die Sache manchmal doch anders aus. Die ausgeleuchteten Kabinen mit ihren schrägen, schlankmachenden Spiegeln, verzerren die Realität im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn du die Ware nicht veränderst, kannst du deine Kaufentscheidung in Ruhe wiederholen. Erstmal drüber schlafen, dann gegebenenfalls zurückbringen.

Marken.

In der Modewelt sind die größten Kostentreiber wahrscheinlich die Markennamen. Man bezahlt zu viel, bekommt zu wenig. Es herrscht das Prinzip vom kleinen Effekt und großer Wirkung. Ein paar Buchstaben auf einem Aufnäher, ein bisschen Beflockung oder ein wenig Stickerei, schon werden die Preise in die Höhe getrieben.

Man schlägt zu, obwohl es sich um nichts anderes als einen Fetzen Baumwolle handelt, der ohne das Logo ungefähr ein Viertel kosten würde. Fatal ist, wenn die großen Namen auf den kleinen Schildern nicht gekauft werden, weil es sich um bessere Qualität oder ausgefallenere Schnitte handelt, sondern damit die anderen sehen, dass man sich etwas leisten kann. Oft ist Markenkleidung nichts weiter als der Versuch, andere zu beeindrucken oder dazuzugehören. Es handelt sich dann lediglich um Prestigeobjekte, die kein Minimalist nötig hat.

Viele Leute bilden sich ein, dass sie auf teure Marken stehen. Es werden große Ausgaben mit dem Vorwand gerechtfertigt, dass man die Markenkleidung nur für sich trägt, nicht um andere zu hofieren. Deine Unterwäsche (natürlich die Unterwäsche in deinem Alltag, nicht die Dessous für den nächsten Striptease) ist ein guter Indikator, ob dir Marken wirklich wichtig sind. Was man drunter trägt, trägt man den allergrößten Teil des Tages nämlich tatsächlich nur für sich. Lass dich von deiner Schublade überzeugen, was du wirklich willst. Wenn es bei den Schlüppern darum geht, dass sie akzeptabel aussehen, bequem sind, nicht zu viel kosten und das Produkt wichtiger als der Hersteller ist, kennst du die Antwort in Sachen Markenaffinität.

Sich wegen Fremden auf Marken oder bestimmte Läden zu fixieren bedeutet, man ist auf Blender hereingefallen. Man bewertet das Stück Stoff nicht für das, was es ist. Es zählt nämlich nicht, ob das Teil schick, bequem oder nützlich ist, sondern dass Andere dadurch beeindruckt sind. Wenn der Markenname einer der größten Kaufgründe ist, gilt: Es ist nichts als Illusion. Das ist genauso irrsinnig, wie über einen Menschen aufgrund seines Namens zu urteilen.

Der Markenaufschlag ist eigentlich nur in der Gutgläubigkeit der potentiellen Kunden begründet. Daher ist es für dich an der Zeit, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln. Wenn du deinen Horizont erweiterst, weil du die Scheuklappen ablegst, kannst du Kleidungsstücke fair und objektiv bewerten. Es muss hinterfragt werden, ob sich eine Anschaffung lohnt.

  • Zahle ich die Hälfte des Kaufpreises, weil das dahinterstehende Unternehmen Unsummen in Werbung mit bekannten Persönlichkeiten investiert?
  • Zahle ich zu viel, weil ich ein vergleichbares Stück auch von einem unbekannteren Hersteller viel günstiger bekommen könnte?
  • Steht die Marke wirklich für ausgesprochen gute Qualität oder ist mein Kauf das Resultat eines Marketingcoups?

Der Wert einer Sache liegt schlicht und einfach in deinem individuellen Nutzen. Wenn dir ein Teil steht, steht es dir. Wenn du ein Teil bequem findest, ist es bequem. Schicke Kleidung ist schicke Kleidung. Es spielt keine Rolle, wer der Hersteller ist, das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Du musst ein gutes Geschäft machen. Du darfst für einen Einsatz nicht zu viel bezahlen.

Kaufstopp.

Schau dich mal in deinem Raum der Ruhe um. Die Fächer quellen über, die Stangen biegen sich, die Schubladen lassen sich nicht mehr schließen. Du hast momentan genug Klamotten, oder?! Aus deinem Schlafzimmer muss kein Ankleideraum werden, daher reicht es erstmal.

Du sparst Geld, Zeit, Platz und minimierst Verschwendung, wenn du vorerst keine Anschaffungen mehr tätigst. Der wohl nützlichste Rat, den man Leuten wie dir und mir in Sachen Kleidung geben kann: Hab ein Herz, sei dein großer Bruder. In deinem Kleiderschrank und im Schuhregal befinden sich so viele Teile, die viel zu selten getragen wurden. Du unterhältst quasi ein Warenlager für Klamotten. Gib Hosen, Schuhen, Shirts, Jacken und Pullovern eine Chance und trag deine alte Kleidung auf! Oder trag deine diversen neuwertigen Kleidungsstücke überhaupt mal.

Gehe auf Entdeckungsreise. Wenn du im hintersten Eck deines Kleiderschranks versinkst, landest du zwar nicht in Narnia, dennoch wird es ein Erlebnis. Du wirst vergessene Schätze finden, die aussehen wie neu. Ich bin überzeugt, dass dein Kleiderschrank eine wahre Schatztruhe ist. Es handelt sich bei deinen Fundstücken um tolle Kleidung, die dir zurecht vor Jahren gut gefallen hat. Würdest du diese alte Kleidung im Second-Hand-Laden kaufen, wärst du begeistert und voller Stolz.

Du brichst dir keinen Zacken aus der Krone, wenn du für die nächste Zeit auf Neuanschaffungen verzichtest. Es ist nur eine andere Sichtweise gefordert: Du trägst keine alten Lumpen, sondern vergessene Schönheiten. Es ist gute Kleidung, die noch nicht ersetzt werden muss. Folgerichtig sind Neuanschaffungen unnötig.

Wenn man um die Ecke denkt, lassen sich viele Käufe vermeiden. Besondere Outfits darf man gerne leihen oder mieten. Das können Kostüme für Karneval/Fasching/Fastnacht sein oder auch aufwändige Kleider und Anzüge für Hochzeiten und Scheidungen. Gerade die berühmte Festtagskleidung kann für Trauerstimmung sorgen, wenn man viel Geld investiert hat, aber nicht mehr in den Fummel passt, weil man über die Jahre doch ein bisschen zugenommen hat. Lieber ein Ende mit Rechnung als Rechtfertigungen ohne Ende.

Langlebigkeit.

Damit man möglichst lange Freude an seiner Kleidung hat, sollte man etwas für die Langlebigkeit tun. Was nicht kaputt ist, muss nämlich nicht ersetzt werden. Es gibt ein paar kleine Tricks und Kniffe, die keinen großen Aufwand machen, aber die Haltbarkeit der einzelnen Stücke erhöhen können.

Du wirst mir zustimmen: Zuhause darf man 100% man selbst sein, somit muss es nicht immer fein sein. Wer sich für zuhause weder schminkt noch die Haare modisch frisiert, kann das Niveau bei der Kleidung in gleichem Maße senken. Wenn man zuhause ankommt, in absehbarer Zeit weder Besuch erwartet noch das Haus verlassen muss, ist es Zeit für den Gammellook. Es bieten sich ausrangierte Kleidungsstücke an, die zu gut zum Wegwerfen, aber zu schlecht für außer Haus sind. Oder man setzt auf labberige Jogginghosen und ausgebeulte T-Shirts, denn die sind nicht nur unverschämt bequem, sie sind verboten gemütlich! Die guten Sachen werden geschont, dadurch halten sie unter normalen Umständen länger. Es ist für die Kleidungsstücke zwar keine Erholungspause, aber eine Verschleißunterbrechung.

Die wohl größten Strapazen, die ein Kleidungsstück über sich ergehen lassen muss, erleidet es beim Waschgang. Selbst wenn man die Schonkur wählt, werden die Teile früher oder später geschleudert, gekocht und gequält. Vielleicht gehörst du auch zu den Leuten, bei denen ständig die Waschmaschine läuft. Es gibt allerdings kein Gesetz, dass dir vorschreibt, deine Sachen nach einmaligem Tragen direkt zu waschen. Verschleiß wird minimiert, wenn du nur noch bei Bedarf wäschst.

Sieh es mal so: Wenn ein Kleidungsstück weder Flecken hat noch muffelt, kann man nicht sagen, dass es schmutzig ist, oder? Würdest du dich etwa als dreckig bezeichnen, wenn du weder Flecken hast noch muffelst? Bevor etwas in den Wäschesack wandert, darf überprüft, geschnüffelt und inspiziert werden. Dass du dadurch auch andere Kosten wie Strom und Wasser sparst, sind ebenso positive Nebeneffekte, wie der Waschmaschine einen Durchgang zu ersparen.

Die Sache mit dem Trockner basiert auf dem gleichen Prinzip. Ohne Trockner ist es schonender und spart Strom.

Der folgende Punkt der Textilaufbereitung ist dann oft das Bügeln. Es ist ungemein zeitraubend, daher würde ich dir schon aus reinster Nächstenliebe empfehlen, nur die Kleidungsstücke zu bügeln, bei denen es Sinn macht. Socken und Unterhosen gehören nie dazu. Bei vielen anderen Teilen ist es selten der Fall. Wenn sich bügeln nicht komplett vermeiden lässt, kannst du dich auf die äußerste Schicht und den sichtbaren Teil der darunterliegenden Ebene beschränken. Angeblich ist es schonender, wenn man so kalt wie möglich bügelt. Ich kann das mangels Erfahrung glücklicherweise weder bestätigen noch bestreiten. Die These klingt allerdings vernünftig, da die Stoffe dadurch weniger strapaziert werden. Man kennt es ja von sehr heiß geglätteten Haaren, die irgendwann aussehen wie feinstes Stroh.

Zu guter Letzt braucht man auch nicht kleinlich sein. Falls mal was reißt oder eines dieser garstigen, kleinen Löcher auftaucht, ist das auch noch kein Todesurteil. Kleinere Schönheitsoperationen bekommt man oft sogar mit zwei linken Händen hin. Kleidungsstücke sind keine hochentwickelten Gegenstände. Kleidungsstücke wurden bei der Herstellung genäht, also können sie bei der Rettung geflickt werden. Es finden sich für viele kosmetische Probleme problemlose Lösungen, man muss nur ein wenig nachdenken. Ich will dich nicht beleidigen, aber dein Körper hat so viel Fläche, dass ein kleines geflicktes, gestopftes oder zugenähtes Loch wirklich nicht auffällt. Im Zweifelsfall wird ein Pin oder Button draufgeklatscht, dann kann man sich wie ein Aktivist fühlen. Abnutzungserscheinungen wie Fusseln, Fäden, Flusen und Fransen können abrasiert werden, Einwegrasierer hat irgendwie jeder im Haus.

Raus.

Da man mit der auserwählten Kleidung immer für mehrere Stunden am Stück konfrontiert ist, kann man schneller als erwartet genug von einer bestimmten Kluft haben. Sich sattzusehen mag nüchtern betrachtet ein dekadentes Wehwehchen sein, aber so ist es nun mal. Irgendwann kann man sich halt in gewissen Stücken nicht mehr sehen. Man fühlt sich nicht nur hässlich, man redet sich ein, dass man aufgrund dieser Klamotten erfolglos ist.

Wegen seiner Kleidung sollte man sich nicht unwohl fühlen. So wie man bestimmte Lebensmittel nicht jeden Tag essen möchte, kann man auch Kleidungsstücke rar machen. Es kann helfen, Anziehsachen für ein paar Monate/Jahre wegzupacken. Und zwar dorthin, wo man sie nicht jede Woche sieht und von ihnen genervt ist. Fülle Tüten und Kartons mit den Textilien, denen du später nochmal eine faire Chance geben möchtest, die dir momentan aber aus dem Hals – oder in diesem Fall eher aus den Augen – raushängen. Bald sind sie nicht nur aus den Augen, sondern auch aus dem Sinn. Bei der Wiederentdeckung in einer fernen Zukunft wirst du merken, ob das Feuer neu entfacht wurde.

Bei Klamotten, die dich auch dann noch nerven, ist die Zeit des Abschieds gekommen. Gleiches gilt meistens für Stücke, die du 2 Jahre nicht getragen hast. Du hattest genügend Gelegenheiten, den entsprechenden Kandidaten einzusetzen. Seine Dienste werden nicht mehr benötigt. 24 Monate vergeblich auf den Einsatz gewartet zu haben, das ist für ein Kleidungsstück lange genug. In solch einem Fall geht Ausmisten in Ordnung wie marschierende Soldaten. Gnadenstoß!

Der erste Gedanke wird sein: Ich werde die ausrangierten Stücke einfach in die Tonne kloppen. Und da du natürlich auch an andere denkst, ist damit nicht die Restmülltonne gemeint. Bevor man etwas in die Altkleidersammlung gibt, sollte man selbst alle Möglichkeiten ausschöpfen. Dort wird die Kleidung meist (oder sogar immer?!) gewinnbringend weiterverkauft. Das kannst du auch selbst versuchen. Mangels Wohltätigkeit der Textilverschleuderer tut man für das Karma durch die verschenkte Ware eigentlich auch nichts Gutes. Selbst wenn kein knallhartes Unternehmen hinter den Sammelcontainern steht, weiß man doch, wie das mit den Spenden ist. Nachdem Firmenwagen, Gehälter und Betriebsfeier bezahlt wurden, bleibt für den guten Zweck nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zum Verkaufen bieten sich viele Online-Plattformen an. Du kannst ganze Kleidungspakete gebündelt nach der Konfektionsgröße anbieten, das spart dir Arbeit. Mitunter kaufen auch lokale Second-Hand-Läden Klamotten an, falls sie nicht von den Geschäftemachern der Altkleidersammlungen beliefert werden. Flohmärkte sind eine weitere Option, allerdings zeitintensiv und wahrscheinlich enttäuschend. Wer Menschen nicht scheut, kann eine Tauschparty veranstalten oder besuchen. Das Prinzip ist: Jeder bringt Sachen, und nimmt sich, was er mag. Ich würde dir dabei raten, nicht kleinlich zu sein und Werte zu vergleichen. Sei froh, wenn du etwas los bist.

Und wenn die Kleidung weder Geld noch Gegenwert einbringt, kann man diese Fetzen trotzdem noch gebrauchen. Bei übriggebliebener Kleidung kannst du in die Lumpenproduktion einsteigen. Zerrissene Klamotten eignen sich bestens zum Wischen. So schnell hast du deinen Boden noch nie sauber bekommen: Einen Fetzen vom T-Shirt unter den rechten Fuß, ein verstümmelter Pulloverärmel unter die linke Latsche, dann wird Schlittschuh gelaufen. Sobald die Lumpen dreckig sind, werden sie entsorgt. Das ist Einweg und trotzdem Mehrweg. Sollte es dich größere Überwindung kosten, die Stücke zu zerschneiden, dann schnappe dir Schere oder Messer, wenn du wütend und in Zerstörungslaune bist.