Probleme im Job / auf der Arbeit? Lösungen und Tipps!

Wenn du Probleme mit deinem Beruf oder den Kollegen hast, und mit deiner Arbeit überaus unzufrieden bist, bekommst du durch diesen Beitrag eine andere Sichtweise, Hilfe sowie Tipps, ob und wie du eine Veränderung anstreben solltest.

Kapitel:

Arbeit oder Zeit und Kraft gegen Schmerzensgeld.

Die Arbeit, das leidige Thema.

Wenn wir Lottogewinner, Erben und andere Glückspilze ausklammern, ist Arbeit der logische Weg, um an Geld zu kommen.

Von Sozialleistungen zu leben ist zwar eine Option, aber ich bezweifle, dass man damit glücklich wird. Von irgendwelchen Damen oder Herren auf dem Amt oder in der Agentur abhängig zu sein, kann man wahrlich nicht als unabhängig und frei bezeichnen. Ein selbst erarbeiteter Lebensunterhalt macht wahrscheinlich sowieso zufriedener als ein geschenkter. Geld gehört zum Leben, daher gilt für den Großteil unter den Minimalisten: Ganz ohne Arbeit geht es nicht.

Arbeit ist wichtig, aber nicht alles.

Wir leben in einer Gesellschaft in der die Karriere einen erschreckend hohen Stellenwert hat. Sein Leben nach dem Job zu richten, ist in meinen Augen eine verquere Sicht. Nur weil die Arbeit dazugehört, muss sie nicht dominieren. Arbeit darf als Mittel zum Zweck angesehen werden. Man arbeitet, um sich seinen gewünschten Lebensstandard ermöglichen zu können. Dein Job muss kein Lebenswerk sein, für das du dich aufopferst. Es steht nirgendwo geschrieben, dass man sich aus missverstandenem Ehrgeiz verheizen lassen muss. Es darf auch ein Arbeitsleben abseits von Überstunden und Abrufbarkeit geben.

Um langfristig zufrieden zu sein, muss auch bei der Arbeit ein Gleichgewicht angestrebt werden. Arbeit ist der Tausch deiner Kraft und Zeit gegen deren Geld. Dabei muss das Verhältnis stimmen. Es darf nicht zu wenig Geld für zu viel Zeit und Anstrengung sein, das macht auf Dauer mürrisch. Das Gefühl zu wenig zurückzubekommen, obwohl man viel investiert, zermürbt. Daher sollte das Geschäft, das man durch seinen derzeitigen Beruf macht, durchleuchtet werden.

Bevor ich wieder alles schlecht mache, muss ich erwähnen, dass es selbstredend auch gute Jobs gibt. Wenn du mit deiner Arbeit zufrieden bist, ist das wunderbar. Man soll keine Mannschaft ändern, die gewinnt. Aber vielleicht ist ja eine Gehaltserhöhung angesagt!?

Ich will dir zwar nicht die Lust an deinem Job nehmen, aber rechne mal durch, ob dein derzeitiger Verdienst nach all der Inflation und Veränderung der Lebensumstände noch zufriedenstellend ist. Es gibt viele Faktoren, die sich auf die effektive Entlohnung auswirken. Neben deinen Lebensunterhaltungskosten, die vielleicht ohne dein Zutun gestiegen sind, muss man auch den Zeitfaktor berücksichtigen. Ist es eine Weltreise bis zum Arbeitsplatz? Die Straßen werden bekanntlich immer verstopfter, die Bahnen immer unpünktlicher. Addiert man zu der eigentlichen Arbeitszeit und der erzwungenen Erholungspause noch den Arbeitsweg, geht nämlich mehr Zeit drauf, als im Arbeitsvertrag ausgehandelt wurde. Öffentliche Verkehrsmittel, Stau und ein langer Arbeitsweg kosten außerdem minimalistische Grundwerte.

Bei der Bewertung deines derzeitigen Engagements gilt es also, über den Tellerrand zu blicken. Wie hoch ist dein Stundenlohn, wenn du Anreise und Heimweg verrechnest? Wie viel kostet dich der Transport? Sorgt dein effektiver Lohn noch für ein gutes Geschäft?

Nach einer Gehaltserhöhung zu fragen kostet Mut und Überwindung. Zu verlieren hat man aber nichts. Wenn du dein Anliegen mindestens sachlich und gut begründet vorbringst, ist das schlechteste Szenario, dass du auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet wirst. Deine Situation wird sich nicht mal bei einer Ablehnung verschlechtern.

Apropos schlecht! Jetzt geht es los.

Bestandsaufnahme: Ist dein Job unerträglich?

Die Entscheidung, den Job zu wechseln, sollte nicht übers Knie gebrochen werden.

Wenn du dich allerdings bei zu vielen der folgenden Punkte wiedererkennst, könnte es Zeit für Konsequenzen sein.

Die Arbeit ist der unerwünschte Lebensmittelpunkt.

Der Beruf dominiert dein Leben.

Der Wecker klingelt unnatürlich früh. Du musst raus, obwohl die Welt noch schläft. Du pellst dich aus der Decke, du wirfst dich in Schale. Es ist bitterkalt, weil du in der Dunkelheit aufbrechen musst.

Nach langer Anreise herrscht auf der Arbeit auch heute der gleiche Trott. Keine Freude, kaum Spaß. Du fühlst dich wie ein Herdentier, wenn in der Mittagspause zum Trog in der Kantine gezogen wird. Smalltalk, es geht um die Kunden. Pause vorbei: Wieder keine Freude, kaum Spaß. Du sitzt deine Zeit ab wie ein Häftling. Ausstechen.

Es dämmert, aber du hast einen Funken Hoffnung. Du glaubst, dass dein Leben nun beginnt. Beim Verlassen des Gebäudes nimmst du dir Dieses und Jenes vor. Du bist voller Tatendrang. Doch dann kreisen die Gedanken wieder um den Job. Während des Heimwegs fallen dir Lösungen zu den Problemen der Kunden ein. Du arbeitest unbewusst weiter, bis die Müdigkeit eingesetzt hat. Es ist dunkel, wenn du erschöpft zuhause ankommst. Deine Stimmung ist dementsprechend. Statt Sport gibt es Sofa, statt fleißig faul. Backofen an, Pizza rein, anschließend über kurze Umwege ins Bett. Du musst schließlich in ein paar Stunden wieder aufstehen.

Du schläfst mit der Befürchtung ein, dass die viele Arbeit dich krank macht. Wenigstens werden diese Gedanken sofort verdrängt, weil dir einfällt, dass du den einen Kunden direkt morgen früh anrufen musst.

Die Arbeit sorgt für schlechte Laune.

Deine Aufgabe erscheint dir sinnlos. Du bist frustriert. Die Wahrheit ist schlicht und ergreifend, dass ein großer Teil deiner Arbeit vergeudete Lebenszeit ist. Du musst dich ständig Papieren widmen, die kurz darauf im gleichnamigen Korb landen. Du glaubst nicht mal im Tagtraum daran, dass du mit deiner Tätigkeit etwas bewirkst. Nichts würde sich ändern, wenn du einfach weg wärst.

Es würde keinen Unterschied machen, ob du zur Arbeit gehst oder dich im Bett wälzt. Du hinterlässt trotz stundenlanger Plackerei keinen Fußabdruck.

Die Beschäftigungsmaßnahmen rauben dir Kraft, sie vernichten deine Hoffnungen. Du hast den Wunsch die Welt zu verbessern längst aufgegeben. Dieses Stimmungstief nimmt mittlerweile sogar deine Freizeit in Geiselhaft.

Die Arbeit wächst dir über den Kopf hinaus.

Der Leistungsdruck erdrückt dich.

Kopfschmerzen sind dein stetiger Begleiter. Du hast viel zu tun, und es wird ständig noch mehr. Du arbeitest von morgens bis abends, doch weder To-do-Liste noch Aufgabenstapel nehmen ab. Die Quelle an Arbeitsaufträgen versiegt nie. Du bist nie Herr der Lage, immer öfter überfällt dich Hoffnungslosigkeit, weil es einfach kein Ende gibt.

Du hast nicht nur viel (und noch mehr) zu tun, dein Aufgabenfeld vergrößert sich ständig, weil Chef und Kollegen ungewollte Projekte bei dir abladen. Du schaffst das schon, wird dir grinsend versichert. Depp vom Dienst! Du bekommst Bauchschmerzen, weil das alles so unverschämt ist. Es müssen ständig neue Tätigkeiten gemeistert werden. Du kannst keinen Arbeitsrhythmus entwickeln. Statt eine ruhige Kugel schieben zu können, musst du Sisyphusarbeit erledigen.

Und dann klopft mal wieder die Karriere. Regelmäßig warten Kurse und Zertifikate, die du dazwischen quetschen sollst. Es muss jede Fortbildungsmaßnahme wahrgenommen werden, weil man dich dafür im Betrieb braucht. Du hast zwar keinen Ehrgeiz, ein hochqualifizierter Kugelschreiberschieber zu sein, aber du wirst zur Urkunde für geprüfte Stiftrotation genötigt. Für dich ist es kein Urlaub, bei dem du mal raus kommst. Es ist eine Woche deines Lebens, in der du nicht ausspannen kannst. Wenn du bestanden hast, werden noch mehr Aufgaben bei dir abgeladen. Der Lohn deiner Mühen ist keine Gehaltserhöhung, dafür bekommst du aber jetzt schon direkt nach der Frühstückspause Kopfschmerzen.

Jede Sprosse, die du auf deiner Karriereleiter erklimmen könntest, erscheint dir sinnentleerter als die vorherige.

Die Arbeit wird nicht gut genug entschädigt.

Du ackerst und ackerst, bekommst aber zu wenig zurück. Du wirst verbitterter, weil die mangelnde Wertschätzung Gift für die Seele ist.

Du hältst dich für einen modernen Sklaven, weil du mehr als die Hälfte deines Tages dafür opferst, dir nach Abzug aller Verbindlichkeiten doch nichts Schönes leisten zu können. Als Lohn der Mühe bist du nach Feierabend kaputt und/oder frustriert, tristest ein ausgelaugtes Dasein. Du fragst dich, wieso du dich bei diesem Mist abrackern sollst. Da könntest du dich ja direkt arbeitslos melden, genug Sozialleistungen hast du ja schließlich gezahlt.

Du fühlst dich unterbezahlt. Deine Aufgaben sind so unangenehm, dass du ein Minusgeschäft machst. Und dann wollen sie, dass du mal wieder Überstunden schiebst. Du lässt die Kollegen nicht hängen, du hängst eine Schicht dran. Ob sie jemals bezahlt wird, ob du sie jemals abfeiern kannst, steht in den Sternen wie das Horoskop.

Das Aufstehen fällt dir immer schwerer. Dein Gehalt wirkt für den geleisteten Aufwand in der abgesessenen Zeit immer kümmerlicher. Es ist schon soweit, dass du dein Verantwortungsbewusstsein verfluchst. Der einzige Grund, warum du noch nicht aufgegeben hast, ist das Pflichtgefühl.

Die Arbeit macht verrückt.

Du arbeitest in einer Irrenanstalt.

Dir ist bewusst: Stress gehört beim Geld verdienen dazu. Ja, man bekommt schon mal unverschämte Forderungen und freche Kommentare. Aber dort ist es nicht mehr normal. Die haben alle einen Dachschaden! Sie bringen dich oft zum Schäumen, manchmal zum Weinen, aber sie treiben deinen Puls jeden Tag in ungeahnte Höhen. Es wird ohne Panik an der Frau oder Not am Mann Hektik verbreitet. Es herrscht ein Arbeitsklima, das nervös macht und die Konzentration erschwert. Unter solchen Bedingungen kann man nicht gewissenhaft arbeiten. Machst du dann in der logischen Konsequenz Fehler, wird sich lautstark beschwert.

Du verkaufst dich unter Wert, weil du deine Leistung aufgrund all der Nebenschauplätze nicht abrufen kannst. Es ist zum Ausrasten. Und die sind daran schuld!

Dir sind im Laufe der Zeit spezielle Kosenamen für deine Vorgesetzten eingefallen. Vollidiot, Schreckschraube, Spinner oder Schrulle schießt es in deinen Kopf, sobald es aus dem großen Büro nebenan ruft. Du kannst den angestauten Frust nur noch mit geballter Faust, die sich hinterm Rücken der Abteilungsleiterin in einen erhobenen Mittelfinger verwandelt, abbauen.

Danach hoffst du, dass es niemand gesehen hat. Denn auf deine Kollegen ist kein Verlass. Sie schweigen und nicken, während du den Ärger herunterschluckst, bis es dir zuhause hochkommt. Dein Arbeitsumfeld ist einfach zum Kotzen! Du fühlst dich wie Dr. Dolittle, weil du dich ständig mit dummen Kühen und blöden Schweinen unterhalten musst.

Solltest du dir einen anderen Job suchen?

Berufliche Veränderung ist kein Genickbruch. Dein Leben verläuft in die falsche Bahn, wenn du aus Angst vor einer beruflichen Laufbahn im Zickzackkurs jahrelang unglücklich bist. Du spürst den Zeitpunkt, ab dem der Körper Veränderung verlangt. Du fühlst, falls es genug ist. Für den Schritt zur Veränderung muss man nicht warten, bis man ausgebrannt ist und die Bestätigung vom Arzt bekommt, der vor einem Zusammenbruch des Kartenhauses warnt.

Brauchst du einen anderen Arbeitgeber?

Wenn der Job dein Ding ist, dir die Arbeit eigentlich leicht von der Hand geht, aber du trotzdem unglücklich bist, ist es ratsam, einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Wenn es zwischenmenschlich nicht passt, muss man sich trennen. Das ist nicht nur bei Liebesbeziehungen so.

Ein Arbeitsplatzwechsel ist eine große Veränderung. Es kostet Überwindung, sich wieder der Fleischbeschau der Bewerbungen und Vorstellungsgespräche auszusetzen. Wenn der Leidensdruck noch nicht so hoch ist, dass einem alles egal ist, muss man rational denken.

Ausflüchte, warum man sich doch nichts Neues suchen braucht, sind schnell gefunden. Innere Widerstände möchten immer, dass man den Weg des geringsten Widerstandes wählt. Doch Aussitzen ist beim falschen Arbeitsplatz keine Option. Man verbrachte und verbringt zu viele Stunden des Tages auf und mit der Arbeit, um sich ohne masochistische Ader weiterhin zu quälen. Man ist ja auch danach noch mit Beruf und Berufsumfeld beschäftigt. Je nerviger die Chefs und Kollegen, desto länger dauert es, um zuhause runterzukommen.

Obwohl man eigentlich überzeugt ist, dass ein Wechsel richtig ist, fallen einem die irrsinnigsten Gründe ein, den Angriff doch wieder abzublasen. Vorgeschoben wird gerne eine Variante von: Ich kann meine Kollegen doch nicht im Stich lassen! Feinfühlig sein ist oft von Vorteil. Schuldgefühle sind allerdings unprofessionell. Du bist niemandem Beistand verpflichtet. Dass deine Konsequenzen auch Auswirkungen auf deine Kollegen haben, muss akzeptiert werden. Wenn deine Büronachbarn in Zukunft deine Aufgaben übernehmen müssen, dann ist das eben so. Dafür werden sie bezahlt. Und sowieso: Du magst zwar fleißig und kompetent sein, aber wir sind alle ersetzbar.

Glücklicherweise trennt dich nicht viel von deinem Ziel. Setz dich vor die Stellenanzeigen und such dir etwas Besseres! Du bist die Mühe wert! Die Nerven, die du jetzt investierst, werden später geschont.

Du bist nur wenige Schritte von der neuen Situation entfernt: Fotos schießen, Bewerbungen schreiben, auf die Zähne beißen, ins fremde Büro gehen, lächeln, von dir schwärmen. Wenn du den Wunsch nach der beruflichen Veränderung nett verpackst, sollten alle Zweifel beseitigt sein. Es stimmt ja auch: Die Tätigkeit macht dir Spaß, aber du möchtest eine neue Herausforderung, und würdest dich gerne im neuen Unternehmen beweisen.

Deine Pläne musst du nicht für dich behalten, dein Umfeld hat vielleicht Vitamin B. Ansonsten: Verschwiegenheit muss auch mal sein. Deinen Arbeitskollegen und Vorgesetzten solltest du nichts von Plänen oder Taten verraten, weder von Bewerbungsunterlagen noch Vorstellungsgesprächen. Ein bisschen Geheimniskrämerei macht auch mal Spaß. Du darfst dich als feindlichen Agenten sehen. Lass deine Maske nicht fallen, solange du nach einem neuen Arbeitgeber suchst. Sollte es bei dem einen Unternehmen nicht klappen, hast du deine derzeitige Situation wenigstens nicht verschlechtert.

Aber wir denken positiv: Stell dir die Verzweiflung deines Vorgesetzten bei deiner Kündigung vor. Wie er/sie/es mit Angstschweiß auf der Stirn nach Strohhalmen greift, um dich fleißiges Bienchen zu halten. Dir wird bestimmt eine Verbesserung angeboten, die du dankend ausschlagen kannst. Wahrscheinlich kommt er mit einem tollen Kompromiss: Du bekommst mehr Geld und darfst dafür länger bleiben. Hurra! Oder noch besser: Du wirst mit einer Illusion geködert. Dir wird eine Beförderung versprochen, durch die du noch mehr Mist erledigen darfst. Durch deine neuen Aufgaben soll dir sogar eine zusätzliche Jobbezeichnung sicher sein: Senior-Chief-Executive-of-Mülltrennung-and-Exekutive-Coffeeautomat-Saubermakinger. Äh, danke. Aber nein, danke!

Macht dich ein anderes Tätigkeitsfeld glücklich?

Deine Arbeit bestimmt einen riesigen Teil deines Lebens, sie ist ein großes Stück deines Lebensinhalts. Man investiert jede Woche um die 40 Stunden. Das ist gewaltig. Wenn man sich überlegt, wie sich die Lebenserwartung entwickelt, wirkt es immer absurder, krampfhaft an nur einem Beruf festzuhalten. Dass man nach abertausenden Arbeitsstunden irgendwann genug hat, ist menschlich. Früher war das anders, aber die Zeiten ändern sich nun mal. Ein Leben lang als Schreiner arbeiten? Das ist keine Kunst, wenn man mit 40 ins Gras beißt. Sich allerdings, wie es mittlerweile gefordert wird, 50 Jahre so gut wie jeden Tag mit der gleichen Tätigkeit zu beschäftigen, kann zermürben.

Es braucht kein Schlüsselerlebnis, um die Fahrbahn wechseln zu wollen. Der Mensch wächst bekanntlich an seinen Herausforderungen, irgendwann hat die Psyche das Bedürfnis sich weiterzuentwickeln. So funktioniert Evolution eben auch. Denn wenn man immer das Gleiche macht, bleibt man der Selbe. Im Laufe der Zeit ändern sich nicht nur die Geschmacksknospen. Auch Interessen und Sichtweisen sind nicht in Stein gemeißelt. Irgendwann hat man genug vom Bekannten, man lechzt nach Veränderung.

Es ist weltfremd, von Minderjährigen zu verlangen, sich für eine Branche zu entscheiden, die dann übers Erwachsenenalter exklusiv bis ans Arbeitslebensende beackern werden muss. Man trifft in jungen Jahren so viele Fehlentscheidungen, ausgerechnet beim Job soll es dann ein Volltreffer gewesen sein!? Das falsche Tätigkeitsfeld gewählt zu haben, ist kein Drama. Der Wunsch nach einer neuen Aufgabe ist kein Genickbruch. Zugeben, dass man Veränderung braucht, erfordert nur den gewissen Mut. Und um Mut zu beweisen, muss man Verständnis zeigen.

Bei der Auswahl des Karrierewegs war man nicht unabhängig. Jugendlicher Leichtsinn ist keine billige Ausrede, sondern ein guter Grund, sich ein anderes Berufsfeld zu suchen. Man wurde von seinen Eltern, Freunden, Mitschülern, Verwandten und deren Eindrücken beeinflusst. Da man aufgrund des kurzen Lebenswegs wenig Erfahrungen hat, tritt man zwangsweise in die Fußstapfen anderer. Die Schuhe können passen, müssen sie aber nicht.

Es heißt, dass Glück unbezahlbar ist. Irgendwann muss man aber auch aufhören, sich fürs Unglücklichsein bezahlen zu lassen.

Oft geht eine Veränderung mit einer schlechteren Bezahlung einher. Das kann gar nicht so wild sein, wenn man fortan etwas tut, das mehr Spaß macht. Wenn man die Arbeit als den großen Lebensbestandteil sieht, die sie nun mal ist, kann man sich auch damit abfinden, dass die Entschädigung geringer ausfällt. Geld ist nicht alles. Beim Arbeiten ist die Bezahlung Schmerzensgeld. Wenn man weniger verdient, allerdings auch weniger leidet, kann auch eine Gehaltssenkung ein ziemlich gutes Geschäft sein.

Willst du es anpacken? Dann sorge vor!

Eine gute Vorbereitung sollte die Veränderung vereinfachen. Solltest du für deinen Traumjob auf eine neue Ausbildung oder ein zweites Studium angewiesen sein, ist gestern der beste Zeitpunkt, um mit dem Vorsorgen anzufangen. Häufe in der Zeit, in der du dich noch nicht überwinden kannst, Ersparnisse an. Durch ein sattes finanzielles Polster verringerst du die Angst vor einem Absturz. Durch gute Ersparnisse sorgt dein unglückliches, altes Ich für den Unterhalt deines hoffnungsvollen, neuen Ichs.

Auch die Befürchtung, dass man zu alt ist, dass der Zug schon abgefahren ist, ist ein Hirngespinst. Kein Mensch, der bei Trost ist, wird es dir übel nehmen, wenn du nach deinem persönlichen Glück greifst. Es gibt kaum etwas so Nachvollziehbares wie das Streben, sein Leben verbessern zu wollen. Menschen sind verständnisvoll. Nicht nur dein Umfeld sollte Nachsicht walten lassen, auch potenzielle Arbeitgeber dürften aufgeschlossen sein. Eine Neuorientierung ist doch aus Arbeitgebersicht nicht schlecht. Man bekommt einen Arbeiter, der schon Berufserfahrung hat, der den Dreh schon raus hat, aber neue Motivation mitbringt. Du musst deinen Spurwechsel nur gut begründen können, dann spricht vieles für dich.

Teilzeitstellen: Vorteile und Nachteile

Vielleicht ist es weder Art und Weise noch Ort und Stelle der Beschäftigung, sondern die Verweildauer, die stört. Nachvollziehbar. Wenn du all das Geld, das du erwirtschaftest, nicht brauchst, kannst du den zeitlichen Gegenwert auch anderweitig nutzen.

Wie sagt man so schön: Willst du was gelten, mach dich selten!

Teilzeit und Halbtags sind keine Schimpfwörter. Man muss kein Kind, das mittags bekocht werden möchte, zuhause haben, um seine Arbeitszeit zu reduzieren. Selbst ist der Mensch, auch eigene Gründe zählen. Das hat mittlerweile sogar die Politik akzeptiert und in Gesetzestexten Voraussetzungen für eine kürzere Arbeitszeit geschaffen. In den meisten Fällen besteht ein Recht auf Teilzeit. Dafür gibt es überschaubare Anforderungen wie beispielsweise Mitarbeiteranzahl und Angehörigkeit zum Betrieb.

Theoretisch sollte es möglich sein. Schauen wir mal, ob die Umsetzung für dich praktisch ist. Bevor du deine Arbeitslänge verkürzt, gilt es natürlich das Für und Wider abzuwägen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Es muss weniger Zeit investiert werden, dadurch steigt die Motivation. Es muss weniger Präsenz gezeigt werden, dadurch wirkt der Arbeitsplatz nicht wie ein Gefängnis. Da du den Kopf auch für andere Dinge frei hast, fällt die Arbeit höchstwahrscheinlich leichter.

Der Nachteil ist nicht von der Hand zu weisen. Wer weniger arbeitet, spürt es im Geldbeutel. Solltest du kein schockierendes Verhandlungstalent besitzen, wirst du am Zahltag auf einen kleineren Betrag schielen. Die finanzielle Einschränkung kann abschreckend wirken. Weniger Bezahlung heißt aber nicht zwangsläufig, dass du vor dem Umzug ins Armenhaus stehen musst. Wer mit Geld umgehen kann, kommt meistens auch mit weniger zurecht. Wenn du das Geld nur ausgibst, weil es da ist, kannst du auch an beiden Stellen kürzen: weniger Arbeitszeit, weniger Konsumausgaben.

Bevor du irgendwelche Entscheidungen triffst, ist es notwendig, alle Fixkosten und variablen Kosten deines gewünschten Lebensstandards zu addieren. Miete + Nahrung + Strom + Lebenlebenswertmacher + Überschüsse als Sicherheitsreserve ergeben ein Einkommensniveau, das du erreichen musst. Vom Arbeitswahn unserer Gesellschaft musst du dich nicht verrückt machen lassen. Du musst nur so viel beziehungsweise wenig arbeiten, bis deine individuellen Bedürfnisse gestillt werden können.

Wenn die Vorteile überwiegen und du dir die finanzielle Umstellung zutraust, trennt dich eigentlich nur noch die Scheu von der Umsetzung. Die finanziellen Dinge werden sich regeln, die neugewonnene Zeit wird vergehen.

Der häufigste Grund weiterhin Vollzeit zu arbeiten, ist Angst vor einer kleinen Rente. Altersarmut ist der Buhmann der Nation. Die Gegenwart aus Angst vor der Zukunft zu hassen, ist allerdings nicht so prickelnd wie abgestandener Sekt. An besonders schlimmen Arbeitstagen wird sich gerne die tolle Zeit als Rentner ausgemalt. Man stellt sich vor, wie man mit der vielen freien Zeit die Welt bereist. Aber wenn du jetzt schon deine Träume bis ins Greisenalter aufschiebst, wirst du in der Zukunft kaum spontaner und reiselustiger sein. Wenn man Wasser in den Beinen und den allseits unbeliebten Rücken hat, bereist man die Welt wahrscheinlich nur noch vom Fernseher aus. Auch nicht verkehrt, in Hochauflösung und mit wilden Kamerafahrten sieht doch sowieso alles schöner aus. Da hat man in einer Stunde alles gesehen, und sich den Mittagsschlaf redlich verdient. Du, Hildetrude, ich war heute auf Jamaika!

Will heißen: Im Alter ist man doch eh gerne zuhause. Und dort gilt: Man braucht nichts mehr, weil man durch den Lauf der Jahre schon alles besorgt hat. Wie oft sieht man alte Leute shoppen? Ernsthaft. Denk mal an die Rentner deiner Familie. Wie oft verprassen sie ihr hart erarbeitetes Geld in der Weise, die du dir vorgenommen hast? Wie oft werden Reisen, Konzertkarten und Restaurantbesuche geshoppt? Alle alten Leute, die ich kenne, geben ihr Geld – wenn überhaupt – für Humbug aus. Im 1-Euro-Laden werden 100 unnötige Dinge gekauft. Im Supermarkt wird konserviertes Fertigessen gekauft, von dem am Ende des Tages drei Viertel weggeworfen werden? Und das ist nicht traurig. Es ist der Lauf der Dinge, dass Abenteuerlust und der Durst nach Neuem mit der Zeit abnehmen. Meist sinken die Ausgaben drastisch, weil man genügsamer wird und an dem ganzen neumodischen Zeug kein Interesse hat.

Sieh es mal so: Wenn du jetzt damit anfängst, deine Ausgaben ausschließlich an einen vernünftigen Nutzen zu knüpfen, wirst du im gehobenen Alter ein Profi sein. Du hast dann jahrelange Übungszeit, um jede Münze vier mal umdrehen zu können. Ja, ein fettes Auskommen wäre selbstverständlich nicht verkehrt. Allerdings: Wer in jungen Jahren auf schmalem Fuß lebt, wird auch als Oma/Opa nicht viel brauchen, und schon aus Gewohnheit wenig Geld ausgeben.

Kommt es hart auf hart, hilft halt der Staat. Soziale Zuschüsse im Alter? Dann ist es eben so. Bis zum Rentenalter wirst du der Gesellschaft genug Gefallen getan haben, jetzt kann sie es dir im wahrsten Sinne des Wortes zurückzahlen. Du warst Jahrzehnte lang ein netter, ausgeglichener und höflicher Mensch, nun bekommst du etwas für deine vielen Steuern zurück. Andere Sichtweise: Die Politiker werden die Bürger auch in hundert Jahren noch schröpfen. Ob mit dem Geld dann ein Elfenbeinturm gebaut oder deine Rente aufgestockt wird, ist eigentlich der gleiche Unterschied. Eigentlich sollte man den selbsternannten Baumeistern einen möglichst geringen finanziellen Spielraum lassen. Sonst kommen die Herren und Damen vor lauter Überschüssen schon wieder auf die Idee einen Flughafen oder Bahnhof zu bauen. Halt, bleiben wir realistisch! Es wird zumindest damit angefangen, einen Flughafen oder Bahnhof zu bauen. Der Bauschluss von derartigen Projekten steht bekanntlich genauso in den Sternen wie die Rente für junge Generationen.

Angst vor der Zukunft gehört leider zum Leben. Sie sorgt dafür, dass man sich in der Gegenwart anstrengt. Die Zukunft bleibt jedoch trotz allem Engagement nur bedingt planbar. Wer weiß denn überhaupt, was kommen wird. Da die Lebenserwartung steigt, wird auch das Renteneintrittsalter immer weiter erhöht werden. Möglicherweise musst du bis zum vierten dreistelligen Geburtstag arbeiten, um etwas von deiner gesetzlichen Rente zu sehen. Vielleicht gibt es auch gar keine Rente mehr, weil die Welt untergegangen ist. Oder weil jeder eine Wunschmaschine zuhause hat. Oder weil es ganz anders gekommen ist. Vorsicht mag besser als Nachsicht sein, doch irgendwann sieht man vor lauter Horizont nicht mehr die Grube, die einem das Genick bricht.

Und nun mal keine falsche Bescheidenheit. Es ist ja nicht so, als ob du vorhast, in deiner gewonnenen Zeit ausschließlich im Bett zu liegen und Serien zu schauen. Nur weil du nicht offiziell arbeitest, musst du nicht untätig sein. In der zusätzlichen Zeit kann man auch ohne Gehalt für Mehrwerte sorgen. Das fängt beim Restaurieren und Reparieren an, weil dadurch eine Neuanschaffung hinfällig wird. Es geht weiter beim Erlernen neuer Fähigkeiten, wodurch Abhängigkeiten und Rechnungen von Handwerkern und anderen Dienstleistern verschwinden.

Die kürzeren Arbeitszeiten werden sich doch ohnehin früher oder später durchsetzen. Du kannst Vorreiter sein, wenn du nur noch halbtags zur Verfügung stehst. Niemand, nicht mal ein voll motivierter Azubi in der zweiten Arbeitswoche vom ersten Lehrjahr, kann 8 Stunden effizient durcharbeiten. Ein langer Arbeitstag ist und bleibt zu oft Zeitverschwendung.

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Dieser Beitrag ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)